Der Schwebende (Nr.16)

Der Schwebende, ein Ehrenmal für die Opfer des 1. Weltkrieges. 1927 hat Barlach dieses Werk für den Dom geschaffen. Die Augen sind geschlossen; aber sie schauen; sie erleben eine Vision; sie blicken in einen Raum, der unserer Erfahrung nicht zugänglich ist. Mit ganzer Konzentration gibt er sich dieser Vision hin. Sein Mund ist geschlossen. Er könnte unendlich viel sagen von dem Leid, das Menschen niederzieht, verschlingt, von dem Elend des Krieges. Aber er schweigt um ganz fÜr das Geschaute da zu sein. Seine Hände sind nach innen gewandt. Wo wir auch beginnen, alles führt in die Innerlichkeit, in die Vision, die über ihn hinausweist. Seine Füße haben sich abgestoßen, eine Bewegung hat begonnen, deren Vollendung noch aussteht. Das Gesicht trägt die Züge der Käthe Kollwitz, mit der Barlach befreundet war. Barlach betrachtete sein Werk erst als abgeschlossen, als die Fenster in der Nordhalle nach seinen Entwürfen eingesetzt waren. Diese lassen ein diffuses Licht herein und erhöhen die mystische Wirkung des Schwebenden. Barlach hat einmal geäußert: " Für mich hat während des Krieges die Zeit stillgestanden. Sie war in nichts anderes Irdisches einfügbar. Sie schwebte. Von diesem Gefühl wollte ich in dieser im Leeren schwebenden Schicksalsgestalt etwas wiedergeben." (R. Piper, Spaziergang an der Nebel, 1928, S. 252 f.) Am 23. August 1937 wurde der Schwebende als "entartete Kunst" aus dem Dom entfernt und später eingeschmolzen. Freunde Barlachs haben 1939 mit großem Einsatz einen Zweitguß herstellen lassen, der in der Lüneburger Heide verborgen werden konnte. Dieser Schwebende hat seinen Platz in der Antoniterkirche in Köln gefunden. Das Werkmodell fiel einem Bombenangriff zum Opfer. So konnte vom Schwebenden in Köln eine neue Gußform hergestellt werden, die den Güstrower Schwebenden möglich machte. Seit dem 8.März 1953 schwebt der Engel wieder im Dom.

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