Zur Geschichte des Güstrower Doms

Der Dom zu Güstrow gehört mit zur norddeutschen Backsteingotik und hat eine reiche Ausstattung von der späten Romanik bis in die Neuzeit zu dem Schwebenden von Ernst Barlach. Breit gelagert liegt er am Südrand der Stadt und strahlt eine große Ruhe aus. Der Domplatz ist ein besonderes Ensemble der Stadt. Hier liegt die älteste Schule Mecklenburgs, das ehemalige Hofgericht von Wallenstein, in Sichtweite finden wir das Renaissance-Schloß. 1226 ist der Dom gestiftet und 1335 geweiht. 1568 wurde er evangelische Hofkirche und Grablege für das Güstrower Fürstenhaus bis 1695, als die Güstrower Linie erlosch. 1865 bis 1868 wurde der Dom zuletzt renoviert im Geiste der Neugotik. Der Dom hat eine sehr lebendige Kirchgemeinde, die offen ist für Gäste aus Nah und Fern in den Gottesdiensten; der Dom ist zu Andacht und Besichtigung dank eines Helferkreises zu festen Zeiten geöffnet. Für einen Gang durch den Dom ist es gut, genügend Zeit einzuplanen. Die frühgotische Tauffünte aus gotländischem Muschelkalk läßt die elementare Kraft der Taufe erahnen. Das Triumphkreuz (Mitte 14. Jahrhundert) kommt aus der niederdeutschen Schule. Der Levitenstuhl im Altarraum hat zwei Wangen mit kostbarer Schnitzerei aus gotischer Zeit: die Freuden Marias und die Leiden Christi. Der spätgotische Flügelaltar ist um 1500 in den Dom gekommen. Die goldene Seite zeigt die Kreuzigung im Mittelteil, daneben zweiunddreißig Heilige. In der Passionszeit ist der Altar gewandelt. Auf sechzehn Tafelbildern ist der Leidensweg Jesu abgebildet von der Einsetzung des Abendmahls, über Kreuzigung, Auferstehung, Himmelfahrt bis zur Ausgießung des Heiligen Geistes. Die Werktagsseite zeigt die vier Heiligen, denen der Dom geweiht ist: Caecilie, die Schutzpatronin der Musik, Johannes der Evangelist, Maria und Katharina. Aus der Zeit der Renaissance sind die bedeutenden Wandgräber im Altarraum. Sie kommen aus der Werkstatt des Niederländers Philipp Brandin, der auch am Schloß in Güstrow gebaut hat.
Das erste Wandgrab ehrt den Stifter Heinrich Borwin II., daneben das Wandgrab für Dorothea und gewaltig das Herzog-Ulrich-Monument, Ulrich mit seinen beiden Gemahlinnen Elisabeth von Dänemark und Anna von Pommern. Ulrich ist der Erbauer das Schlosses. Die Taufe, die Tumba und die Kanzel stammen auch aus der Zeit der Renaissance. Hier begegnen wir Kunst von europäischem Rang.

Im Mittelschiff in den Arkaden finden wir die Apostelfiguren von Claus Berg, der Lübecker Meister. Um 1530 hat er diese Figuren geschaffen. Sie sind voller Dynamik und durchschreiten diese Welt in der Nachfolge Christi.
Aus der Zeit des Barock stammt das Grabmal des geheimen Rats von Passow. Es wurde von Charles Philipp Dieussart aus weißem und schwarzem Marmor geschaffen. Die Orgel im Hauptschiff ist romantisch konzipiert und stammt aus der Werkstatt des Wittstocker Orgelbauers Friedrich-Hermann Lütkemüller. Die Orgel im Nordschiff ist 1996 von der Dresdener Orgelbauwerkstatt Kristian Wegscheider gebaut. Im Nordschiff finden wir drei Werke von Ernst Barlach:

Der Schwebende, ein Ehrenmal für die Opfer des 1. Weltkrieges. 1927 hat Barlach dieses Werk für den Dom geschaffen: eine Figur von höchster Konzentration, die über den Alltag hinausweist in eine bessere Welt. Die Augen sind geschlossen, aber mit dem inneren Auge schaut er eine große Vision. Er schwebt über einem schmiedeeisernen Gitter, das ursprünglich zur Renaissancetaufe gehörte. 1937 ist der Schwebende als "entartete Kunst" aus dem Dom entfernt und später eingeschmolzen. 1953 kam ein neuer Guß wieder in den Dom.

Der Gekreuzigte ist ein Entwurf Barlachs aus dem Jahr 1918 für einen Soldatenfriedhof.

Der Apostel ist ein Terrakottarelief aus dem Jahr 1925.

Alle Kunst hat hier im Dom keinen Selbstzweck, sie möchte mit in die Anbetung des Höchsten hineinführen. So lassen Sie sich einladen in den Dom zu Güstrow und schauen Sie selbst, was hier nur kurz angedeutet ist.

Nähere Informationen zur Baugeschichte des Güstrower Dom finden Sie unter diesem Link.